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P012-01 Kakuma – Kalobeyei (ehemaliges UNHCR CAMP KAKUMA)

Inhaltsverzeichnis

1. CAMP CONSTITUTION (GRUNDGESETZ)

(Einfach, klar, umsetzbar – angelehnt an UNHCR-Standards + kenianisches Recht)

Präambel

Wir, die Bewohner der Flüchtlingscamps Kakuma und Kalobeyei, bestehend aus vielen Ethnien und Herkunftsländern, schaffen diese Camp-Verfassung, um Frieden, Würde, Selbstbestimmung, Zusammenarbeit und faire Vertretung aller Menschen im Camp zu gewährleisten.
Wir anerkennen die Gesetze Kenias, die Grundprinzipien der Vereinten Nationen und verpflichten uns zu Gewaltlosigkeit, Toleranz und gegenseitigem Respekt.

Artikel 1 – Rechtsrahmen

  1. Die Camp-Verfassung gilt für alle Bewohner, Organisationen und Strukturen im Camp.
  2. Sie steht nicht über kenianischem Recht oder UNHCR-Regeln, sondern ergänzt diese.
  3. Alle Camp-Organe handeln transparent und rechenschaftspflichtig.

Artikel 2 – Grundrechte

Jede Person im Camp hat das Recht auf:

  1. Schutz vor Gewalt und Diskriminierung
  2. Zugang zu Nahrung, Wasser, medizinischer Versorgung
  3. Religionsfreiheit
  4. Meinungsfreiheit, solange sie nicht zu Gewalt aufruft
  5. politische Teilnahme innerhalb des Camps
  6. Bildung und Weiterentwicklung
  7. faire Vertretung unabhängig von Ethnie, Geschlecht, Religion oder Herkunft

Artikel 3 – Pflichten aller Bewohner

  1. Respekt gegenüber anderen Ethnien und Gruppen
  2. Friedliches Verhalten
  3. Mitwirkung an gemeinschaftlichen Entscheidungen
  4. Ablehnung von Korruption, Clan-Begünstigung und Einschüchterung
  5. Unterstützung schwächerer Gruppen im Camp

Artikel 4 – Ethnischer Ausgleich

  1. Alle Ethnien erhalten faire Vertretung in Camp-Organen.
  2. Konflikte werden durch ein neutrales Mediationskomitee behandelt.
  3. Kein Clan oder keine Ethnie darf Macht monopolisieren.

Artikel 5 – Gewaltfreiheit und Sicherheit

  1. Jegliche Gewalt, Bedrohung, Einschüchterung oder Bestechung wird geahndet.
  2. Sicherheitsfragen werden in Abstimmung mit UNHCR und kenianischen Behörden geklärt.

Artikel 6 – Camp-Parlament (Legislative)

  1. Das Parlament besteht aus demokratisch gewählten Vertretern aller Zonen und Ethnien.
  2. Aufgaben:
    • Regeln für das Camp beschließen
    • Projekte, Budgets und Prioritäten festlegen
    • das Kabinett kontrollieren
  3. Sitzung mindestens 1x pro Monat.

Artikel 7 – Camp-Kabinett (Exekutive)

  1. Wird vom Parlament gewählt.
  2. Besteht aus den folgenden Ministerien:
    • Gesundheit
    • Bildung
    • Wasser & Infrastruktur
    • Sicherheit & Konfliktlösung
    • Wirtschaft & Beschäftigung
    • Frauen & Jugend
    • Kultur & Ethnien
  3. Berichtet monatlich dem Parlament.

Artikel 8 – Ethnienrat (Ethnic Council)

  1. Jede bedeutende Ethnie wählt 2 Vertreter (m/w).
  2. Aufgaben:
    • Frühwarnsystem für Spannungen
    • Konfliktlösung
    • Schutz von Minderheiten
    • Beratung von Parlament und Kabinett
  3. Entscheidungen werden im Konsens oder 2/3-Mehrheit getroffen.

Artikel 9 – Wahlen

  1. Jede Person ab 16 Jahren ist wahlberechtigt.
  2. Wahlen erfolgen geheim, ohne Einschüchterung.
  3. Unabhängige Wahlbeobachter (z. B. NADEUM oder lokale NGOs) sind erlaubt.
  4. Bestechung macht die Wahl ungültig.

Artikel 10 – Anti-Korruptionsregeln

  1. Null-Toleranz gegenüber Bestechung, Nepotismus oder Machtmissbrauch.
  2. Ein unabhängiges Integrity Office wird eingerichtet.
  3. Jede Amtszeit ist begrenzt:
    • Parlament: 2 Jahre
    • Kabinett: 2 Jahre
    • Ethnienrat: 1 Jahr
  4. Offene Budgettransparenz: Alle Finanzen werden öffentlich ausgehängt.
  5. Whistleblower-Schutz garantiert.

Artikel 11 – Umsetzung & Übergang

  1. Die Camp-Verfassung tritt in Kraft, sobald 60 % der Ethnien sie annehmen.
  2. UNHCR und kenianische Behörden werden informiert und um Kooperation gebeten.
  3. Innerhalb von 90 Tagen sind erste Wahlen durchzuführen.

2. ETHNISCHER RAT (ETHNIC COUNCIL) – DETAILLIERTE STRUKTUR

Zusammensetzung

  • Kongolesen (größte Gruppe): 4 Vertreter
  • Sudanesen: 2
  • Südsudanesen: 2
  • Somalis: 2
  • Eritreer: 2
  • Andere kleinere Gruppen: 1 Sitz gemeinsam (rotierender Vertreter)

Aufgaben

  1. Konfliktprävention und -mediation
  2. Gleichgewicht zwischen den Ethnien überwachen
  3. Frühwarnsystem für Gewalt, Spannungen, Ungleichheiten
  4. Repräsentation kultureller Rechte (Feiertage, Traditionen)
  5. Beratung des Parlaments bei sensiblen Themen

3. PARLAMENT (CAMP ASSEMBLY)

Zusammensetzung

  • Sitze proportional nach Bewohnerzahl jeder Zone
  • UNHCR-Zonen wählen je 5–10 Vertreter
  • Mindestens 40 % Frauenanteil
  • Jugendquote: 20 % unter 25 Jahren

Aufgaben

  • Gesetzgebung
  • Budgetkontrolle
  • Ernennung & Abberufung des Kabinetts
  • Entwicklung von Camp-Projekten (Wasser, Hygiene, Jobs, Sport, Bildung)

4. KABINETT (CAMP GOVERNMENT)

Die sieben Ministerien

  1. Gesundheit – Clinics, Hygiene, Vorsorge
  2. Bildung – Schulen, Alphabetisierung, Jugendprogramme
  3. Wasser & Infrastruktur – Straßen, Strom, Camp-Logistik
  4. Sicherheit & Mediation – Gewaltprävention, Ethnienrat-Koordination
  5. Wirtschaft & Jobs – kleine Unternehmen, Trainings
  6. Frauen & Jugend – Schutz, Förderung, Empowerment
  7. Kultur & Ethnien – Traditionen, Feste, Verständigung

5. WAHLREGELN (Election Rules)

  • geheime Wahl
  • 1 Person = 1 Stimme
  • keine Clan-Stimmblöcke erlaubt
  • Wahlkampf: keine Geschenke, kein Geld, keine Drohungen
  • alle Kandidaten müssen einen Ethikcode unterschreiben
  • Wahlüberwachung erlaubt

6. ANTI-KORRUPTIONS-MECHANISMEN

Integrity Office (IO)

  • unabhängiges 5-Personen-Team
  • 50 % Frauen
  • 50 % Nichtpolitiker
  • darf anonym Beschwerden entgegennehmen
  • jede Sitzung öffentlich dokumentiert

jährlicher „Sauberkeitsbericht“ (Transparency Report)

Konsequenzen bei Verstößen:

  • Amtsenthebung
  • Sperre für zukünftige Ämter (3–5 Jahre)
  • Meldung an UNHCR & kenianische Behörden

7. MOTIVATIONS-KONZEPT FÜR ALLE ETHNIEN

Ziel:

Die Menschen sollen erkennen, dass Selbstverwaltung = Kontrolle über ihr Leben, nicht „Verlust“ von UN-Unterstützung.

Die 6 Schlüssel-Botschaften, (an alle Ethnien gerichtet)

1. „Gemeinsam sind wir stärker als alle einzelnen Stämme.“

Erklärung:
Nur wenn sich viele zusammenschließen, nimmt die UN und der Staat Kenia die Camp-Bevölkerung ernst.

2. „Niemand verliert seine Chance auf Umsiedlung.“

Selbstorganisation gefährdet nicht Wiederansiedlung.
Im Gegenteil: gut organisierte Personen werden positiver bewertet.

3. „Eine starke Verwaltung hilft gegen Ungerechtigkeit.“

Durch klare Regeln gibt es:

  • weniger Korruption
  • weniger Clan-Bevorzugung
  • faire Verteilung von Hilfen
  • weniger Gewalt

4. „Mitbestimmung bedeutet Respekt.“

Menschen aller Ethnien fühlen sich gehört. Das senkt Neid und Spannungen.

5. „Selbstverwaltung ist ein Weg zur Würde.“

Viele Bewohner fühlen sich seit Jahren machtlos.
Eine kleine politische Struktur gibt ihnen Würde zurück.

6. „Das Camp kann ein Vorbild für Frieden in Afrika werden.“

Kakuma/Kalobeyei könnte das erste Camp der Welt sein mit:

  • einem Ethnienrat
  • demokratischer Wahl
  • Anti-Korruptionssystem
  • einer „Mini-Regierung“
  • echten Erfolgsprojekten

 

Das motiviert

8. LEICHT VERSTÄNDLICHE VERSION FÜR CAMP-BEWONER

⭐ WIR ALLE IM CAMP – EIN TEAM

Wir sind viele Menschen aus vielen Ländern.
Wir wollen Frieden.
Wir wollen Respekt.
Wir wollen eine bessere Zukunft.

Dafür brauchen wir:

✅ Einen Ethnienrat

Jede Ethnie hat Vertreter.
Niemand wird vergessen.

✅ Ein Parlament

Jede Camp-Zone wählt Menschen, die für sie sprechen.

✅ Ein Kabinett (Regierung)

Leute, die helfen:

  • Gesundheit
  • Bildung
  • Wasser
  • Jobs
  • Frauen & Jugend
  • Sicherheit
  • Kultur

✅ Klare Regeln

Keine Korruption.
Keine Gewalt.
Keine Clan-Machtspiele.

✅ Wahlen

Jede Person ab 16 kann wählen.
Geheim.
Ohne Drohungen.

⭐ WARUM IST DAS WICHTIG?

  • Mehr Gerechtigkeit
  • Weniger Streit
  • Bessere Hilfe
  • Bessere Zukunftschancen
  • Mehr Respekt für alle Ethnien

 

⭐ Wir lassen niemanden zurück.

Wir machen dies gemeinsam.

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